Ein echtes Idyll hat die Eigenschaft, ein bisschen verborgen zu liegen. Irgendwo versteckt, wo die Touristen nicht als aller erstes drüber stolpern. In Langenargen am Bodensee gibt es ein mit dichtem Schilf bewachsenes Ufer, das dann in einen sattgrünen Rasen übergeht und der schließlich bis zur Terrasse des Hotel Restaurants Schwedi heranreicht. Sie dürfte mindestens am deutschen Ufer einer der am schönsten Gelegenen sein. Kaiserwetter strahlt vom Himmel, unter den blau-weißen Sonnenschirmen suchen die Gäste auf dem weitläufigen Areal ein bisschen Abkühlung. Und natürlich was Gescheites zu essen. Zum Beispiel einen Bodenseehecht, der bisweilen in flacher Ufernähe, sozusagen in Rufweite von der Schwedi-Terrasse aus gesehen –gerne im Schilf auf seine Beute wartet.
Der Gast muss indes überhaupt nicht lange warten, schon gar nicht auf die drahtige Bedienung, die in geübter Manier den Überblick behält. Selbst wenn viele Leute auf einmal Hunger und Durst anmelden. Gastronomisch ist das Restaurant recht breit aufgestellt. Neben einer guten Auswahl an Fischgerichten, von denen einige explizit mit dem Etikett Bodensee versehen sind, gibt‘s schwäbische Leibspeisengerichte ebenso wie eine schöne Auswahl an Mahlzeiten vom Wild. Der Gastraum im Gebäudeinnern ist zwar sehr gepflegt, frische Blumen strahlen aus den Vasen, von der jeweils eine auf jedem Tisch steht.
In der Nähe der Küchentüre wird der Gast der emsigen Betriebsamkeit am Herd gewahr, der Chef liest in regelmäßigen Abständen die eingehenden Bestellungen vor. Eine davon ist der Meeresfrüchtesalat mit Tintenfisch und Herzmuscheln, die zwar nicht im Bodensee gedeihen – in Verbindung mit knackigem Wurzelgemüse und einer zitrus-säuerlichen Marinade trotzdem einen sehr maritimen Moment einläuten. Beim bunten Mischsalat versammeln sich gut abgeschmeckt Gemüse und knackige Blätter unter würzig-weißem Dressing. Bloß die Gurkenscheiben sind recht lätschig, weil sie ihre frischesten Augenblicke schon ein Weilchen hinter sich haben.
Darüber kann der perfekt gebratenen Bodenseehechtfilet in klassischen Garnitur „à la provençale“ nur spöttisch lächeln. Denn bei seiner Zubereitung ist alles mustergültig geglückt: Die Haut knuspert, das kräftig strukturierte Fleisch des Raubfischs hat Saft und zugleich Biss. Dankenswerterweise hat die Küche zuvor sämtliche Gräten gezogen. Geschmolzene Tomaten, frische Champignons, Knoblauch und Kräuter der Provence spielen dazu ihr liebliches Lied vom sommerlichen Aroma. Zarte Bandnudeln mit Butter erweisen sich als angenehme Begleiter der sättigenden Art.
Den Schluss-Akkord dieser bodenseefischigen Angelegenheit setzt ein erfrischender Ring aus schmaumiger Mousse. Joghurt und Limone schaffen dabei einen fein-säuerlichen Klang am Gaumen, während reichlich frische Erdbeeren in Soße süß abrunden. Bleibt der Eindruck einer insgesamt satten Leistung und die Erkenntnis, dass echter Bodenseefisch zwar zunehmend rar, aber gottlob noch nicht ganz ausgestorben ist.
Hotel Restaurant Schwedi
Schwedi 1
8085 Langenargen
Tel. 07543-934950
www.hotel-schwedi.de

