Der Schlosssee in Salem ist ein Baggersee, der 1969 entstand. Das tut seiner Beliebtheit keinen Abbruch. An seinen grünen, regelmäßig wie englischer Rasen gemähten Ufern ist der Sommer ein entspanntes Vergnügen. Und wenn man den Blick von dort aus schweifen lässt, fällt er auf ein Areal mit neuer, klotziger Bebauung, darunter Gastronomie. Wenn man ganz still ist, kann man von der Terrasse des italienischen Restaurants Laguna aus das Wasser des Sees plätschern hören.

Im Innern des noch recht neuen Lokals beeindruckt eine imposante Deckenhöhe. Das Laguna ist modern durchdesigned, blaue Polsterstühle treffen auf helles Holz. Gold und Schwarz verbreiten lockere Eleganz. Hier handelt es sich um eine großformatigere Gastronomie, die imstande sein muss, zu Stoßzeiten ganze Heerscharen von Hungrigen satt zu machen. Die Service-Brigade besteht am Mittag dieser Aufzeichnungen ausschließlich aus Männern, die klassisch in schwarz-weiß zwischen Terrasse und Theke oszillieren. Einige von ihnen unterbrechen ihre Route lediglich zu regelmäßigen Zigarettenpausen.

Beim Bestellen wünscht sich der Kellern, man möge die Nummern der Speise nennen, damit es zu keiner Verwechslung kommt. Bei einem Umfang von locker 150 Positionen ist das verständlich.  In der schieren Vielfalt findet sich praktisch alles, wofür Italien so geliebt wird – egal ob Nudeln, Pizza, Fleisch, Fisch – und Hamburger sowie Desserts. Eiskarte nicht mitgezählt. Da kann es beim Auswählen zu Überforderungsgefühlen kommen.

Zur Vorspeise ein Klassiker: Carpaccio vom Rind, das offenbar vorgeschnitten aus dem Tiefkühler kommt. Gleichmäßig in runden Scheiben arrangiert, wie nur Maschinen das hinbekommen. Rucola, Parmesan und eine süßlich Balsamico-Crema breiten sich darauf aus. Das ist Stangenware, die niemandem weh tut. Aber auch kein Grund ist, wieder zu kommen. Der gegrillte Oktopusarm ist indes schön butterzart. Die dazu gelieferten Karotten und der Dosenmais wirken allerdings nicht sonderlich inspiriert. Dafür die kleinen noch ofenwarmen Brotpralinen umso mehr.

Der Höhepunkt des Menüs sind die sehr zarten und saftigen Kalbsschnitzelchen al limone – die Soße besteht aus eine buttrigen Emulsion mit Zitronensaft, über der schwebt der Duft von Thymian. Das gegrillte Gemüse ist ein sehr guter Begleiter, weil es Biss und viel Eigengeschmack besitzt. Als Pasta-Gang schlagen die Spaghetti Buon Gustaia mit jeder Menge Knoblauch im Geschmackszentrum ein. Die Soße verbindet Pilze und Hackfleisch mit sahnigen Bestandteilen, womit man dem Gericht nur schwerlich widerstehen kann. Als idealer Abschluss erweist sich eine der vielen Spaghetti-Eis-Variationen, und zwar mit Amarena-Kirschen. Gemeinsam mit Sahne und Vanille-Eis aus einer italienischen Manufaktur ballt sich der Nachtisch zu einer rahmigen Sünde, die zu gut ist, um abzulehnen.

Unterm Strich ist das Laguna eine geschmeidig geölte Maschinerie, die mehr Liebe zum Detail wegen des hohen Andrangs kaum bewerkstelligen kann. Aber mit solider Performance die meisten Gäste glücklich zu machen vermag.