Es ist schon eine ganze Weile her, als die Brauerei Reiner noch in Lochau ansässig war und sich gegenüber der heutigen Wirtschaft erstreckte. Das Hausbier wird heute im Auftrag anderswo gebraut. Was an Ort und Stelle geblieben ist: die authentische Gastwirtschaft mit dem großen Biergarten, den urigen Gaststuben samt Flächen für private Feierlichkeiten.

Das Gebäude entstand bereits im 18. Jahrhundert. Geschichte spiegelt sich an der wirtshaustypischen Einrichtung, die mit Holz und Patina für ungezwungene Gemütlichkeit steht. Nicht von gestern, sondern zeitgemäß präsentiert sich die Karte von Küchenchef Wolfgang Erdmann. Der weiß offenbar, wie regionaltypische Tradition geht, vergisst darüber aber nicht, dass den besten Speisezettel die Jahreszeit schreibt. Das zeigt sich im Sommer zum Beispiel an der Spezialkarte, die Gerichte mit Pfifferlingen versammelt. Zur Herbst- und Winterzeit gibt es traditionelles Geflügel wie Gans und Ente.

Lobende Erwähnung verdient auf jeden Fall das Risotto mit den gelben Schwammerln. Da wird weder an starker Würzung, noch an den Pilzen selber gespart. Der Reis hat eine feine Schlotzigkeit, bleibt aber Korn um Korn bissfest. Eine der Spezialitäten ist der Sauerbraten vom Rind. Die gehaltvolle Soße ist überraschenderweise nur sehr mild säuerlich, das Fleisch ist perfekt mürbe und zart, sodass es sich mit der Gabel zerdrücken lässt. Buttrige Spätzle baden in der Soße, ein sehr starkes Blaukraut mit Rotwein und feiner Süße begleitet perfekt. Das fröhliche Service-Team – immer flink zur Stelle und darauf bedacht, dass Gläser nicht unbemerkt leer bleiben – trägt zum wirtshäuslichen Wohlgefühl bei.

Dass das süße Ende unter solchen Vorzeichen gut wird, ist keine Überraschung. Besonders beeindruckend: mit flüssigem Nougat gefüllte Topfen-Knödel, die Tiramisu und Apfelstrudel – alles selbstgemacht – ein bisschen die kulinarische Schau stehlen. Schön zu sehen, dass ein Brauereigasthof auch ganz ohne eigene Brauerei so gut funktionieren kann.