Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine bayerische Weißwurst, bei der man die Petersilie vergessen hat: die St. Galler Bratwurst. Es handelt sich um eine Kalbsbratwurst. Sie zählt zum kulinarischen Erbe der Ostschweiz und ist samt geographischer Herkunft geschützt. Wer also in Basel oder Zürich eine Bratwurst brät, der darf sie nicht St. Galler Bratwurst nennen. Wobei nicht klar ist, ob die Wurst aus St. Gallen durch Plagiate anderer Kantone wirklich ernsthaft bedroht wäre.


Was ist drin?


Drin in der Wurst ist Kalb- und Schweinefleisch, Milch und Speck. Auch die Beimengung von Kalbskopf ist erlaubt. Bei der Gewürzmischung kann sich der Metzger dann mit einem individuellen Geschmacksbild verewigen. Verwendet werden unter anderem Koriander, Muskatblüte und Kardamom. Abgefüllt ist die Wurst in einen zarten Naturdarm.


Wie wird sie gegessen?


Wer eine St. Galler Bratwurst mit Senf – oder noch schlimmer – mit Ketchup in Berührung bringt, begeht Frevel an der Kunst der Metzger. Die Wurst wird pur verspeist. Alles andere ist verpönt. Gegessen wird sie traditionell gemeinsam mit einem Bürli, also einem Sauerteig-Wecken der rustikalen Art, gerne im Holzofen gebacken. Die Verzehr-Regel sieht aber vor, Brot und Wurst nicht zu vermählen, sondern getrennt zu halten. In der rechten Hand die Wurst, in der linken das Bürli.


Wie schmeckt das?


Die Wurst wird dunkel gebraten, aber nicht eingeschnitten, die zarte Haut reißt dabei planmäßig auf. Beim Rösten karamellisiert die Oberfläche. Nach Insider-Informationen zählt die St. Galler Bratwurst von der Metzgerei Rietmann am Marktplatz zu den besten der Stadt. Tatsächlich fällt der zarte Biss auf. Außerdem die beeindruckende Saftigkeit. Das aromatische Spektrum zeigt eine Fülle gut ausgewogener Gewürze, die von Senf oder Ketchup tatsächlich bis zur Unkenntlichkeit zugekleistert würde.


Fazit: Mit umgerechnet 8 Euro inklusive Bürli ist die original St. Galler Bratwurst kein Schnäppchen, aber eine gut angelegte Investition in Geschmack und Tradition.

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